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Schöne klassische Gedichte zu Pfingsten

Gedichte klassischer Autoren zum Pfingstfest

Friedenstaube - Himmel - Licht
Bild: jplenio / pixabay.com

Pfingsten! Ein Wort, das seinen Zauber auf das menschliche Gemüt üben wird, so lange noch ein Baum blüht, eine Lerche schmetternd in die Lüfte steigt und ein klarer Frühlingsmorgen über uns lacht. Ein Wort, dessen Klang selbst unter der härtesten Eiskruste des Egoismus, unter dem Schnee des Alters und in dem Herzen, das in Leid und Kummer erstarrt ist, noch ein Echo von Lenzeslust erwecken kann.

Eugenie Marlitt (1825-1887)

Klassische Gedichte zu Pfingsten von A - Z

An Pfingsten
Ludwig Amandus Bauer

Berliner Pfingsten
Gottfried Keller

Das war ein Tag, so ...
Ludwig Ganghofer

Der Nachtigall Pfingstgesang
Friedrich Rückert

Der Vater ewig in Ruhe verbleibt
Johann Wolfgang von Goethe

Frohe Botschaft
Emanuel Geibel

Komm, o Pfingsten
Karl Henckell

Lust und Kraft
Anton Faist

Pfingstbestellung
Joachim Ringelnatz

Pfingst-Bitte
Friedrich Traub

Pfingsten
Eduard Baltzer

Pfingsten II
Johannes Brassel

Pfingsten
Gustav Falke

Pfingsten
Emanuel Geibel

Pfingsten
Georg Heym

Pfingsten
Paul Kaiser

Pfingsten
Elisabeth Josephson

Pfingsten
Hermann von Lingg

Pfingsten
Julius Sturm

Pfingsten, das liebliche Fest
Johann Wolfgang von Goethe

Pfingstfeier
Friedrich Hermann Frey

Pfingstgebet
Gustav Schüler

Pfingstgedanken
Maria Janitschek

Pfingstgeist
Johannes Brassel

Pfingstlied
Gustav Falke

Pfingstlied
Georg Weerth

Pfingstrose
Ferdinand von Saar

Pfingsweihe
Richard Koppin

Vater, schenk mir ...
Friedrich Traub

Was braucht die Welt
Hedwig von Redern

Wenn´s Pfingsten regnet
Paula Dehmel

Eduard Baltzer 1814 - 1887
Pfingsten

Komm’, Geist der Pfingsten! Mit Maieswonnen
Erquick’ unser dürstendes Menschenherz!
Vollende, vollende, wie Du es begonnen,
Das Heil der Seele, besiege den Schmerz!
O mache uns edel und froh und frei,
Und schaff’ uns wieder des Herzens Mai.

Komm’, Geist der Pfingsten! Mit Feuerzungen
Verkünde die Wahrheit, behaupte das Feld!
Mit einem Munde wird doch noch gesungen
Halleluja Dir einst von aller Welt:
So zücket im Mai wohl der Wetterstrahl,
Doch dann wird es Frühling all überall.

Julius Sturm 1816 - 1896
Pfingsten

Bindet im Freien
Kränzlein und Strauß,
Schmücket mit Maien
Festlich das Haus!

Auch der geringsten
Hütte verleiht
Schmuck für der Pfingsten
Festliche Zeit!

Blühende Fluren,
Grünende Höhn!
Wie sind die Spuren
Gottes so schön!

Gnädig erfüllt er,
Was er verheißt;
Herrlich enthüllt er
Uns sich im Geist.

*Quelle: Deutsche Gedichtebibliothek

Johannes Brassel 1848 - 1916
Pfingstgeist

Ihr Freunde, nun laßt uns in jubelnden Chören
Mit unserm frohlockenden Lenze vereint
In Lust den lebendigen Pfingstgeist verehren,
Der stets uns im Bilde des Frühlings erscheint.

In Höhen und Tiefen ein Drängen und Zwängen,
Ein minniges Mühen im strotzenden Strauch,
Ein bräutliches Blühen an wald'gen Gehängen,
Ein Baden der Herzen im festlichen Hauch!

Der Geist wogt in Wellen nie alternden Blutes
Durch schwellende Adern der werdenden Welt,
Entzündet die Fackel des sinkenden Mutes,
Indes es die schwächliche Sorge zerschellt.

Er bauet der Freude die grünenden Bogen
Hoch über des Lebens rausteinigen Weg,
Er kommt mit dem blinkenden Strome gezogen,
Baut über Getrenntes den bindenden Steg.

O Pfingstgeist der Freude, führ' alle zusammen,
Die feindlich des Lebens Geschicke getrennt,
Daß wieder die warme, die festliche Flamme
Lebendiger Liebe allüberall brennt!

Johannes Brassel 1848 - 1916
Pfingsten II

Mit Duft und Glanz zog durch die Lande
Der Lenz im blumigen Gewande,
Und wo sein Gruß ein Keimchen traf,
Da reckt es sich dem Licht entgegen
Und trinkt den reichen Sonnensegen
Nach einem langen Erdenschlaf.

So wirkt der Pfingstgeist. Plötzlich fährt er
Durch unser Herz, und drinnen nährt er,
Was schlummernd erst im Keime lag.
Der Wahrheit Feuerflammen zünden,
Und aus der Zweifel Dämmergründen
Steigt siegend auf der junge Tag.

Und jubelnd künden tausend Zungen,
Die aus der Nacht zum Licht gerungen,
Den Morgen einer jungen Zeit.
Versengt vom Strahl der Wahrheitsflammen,
Bricht alles Schlechte morsch zusammen,
Das längst dem Untergang geweiht.

Und Völker, noch in Ketten liegend,
Sie wachen auf, zerbrechen siegend
Die Last, die lang auf ihnen lag.
Es siegt der Geist! Es siegt die Güte,
Und betend steigt's aus dem Gemüte:
O komme bald, du junger Tag!

Richard Koppin 1879 -1939
Pfingstweihe

WOHIN ich schau:
Weiß schäumen Gärten auf in Blütenwogen
in schweren Dolden zwängt des Flieders Blau
sich durch den Zaun ...
Und Drosseln baun
und schlagen.
Die Sehnsucht lauscht...
Berauscht

von Duft und Liebetragen,
zu Blüten tief hinabgebogen,
schlürft Morgentau
der Schmetterling.

Weit dehnen sich die Herzen
und springen. —
Kastanienkerzen
schwingen
in leuchtendem Ring.
Wie Glockenklingen,
feiersam traut,
geht's durch die Zeit...
Die Erde ward Braut. —
Und licht und breit
hält neuem Hoffen
der Himmel seine Frühlingstore offen.

 

Gustav Falke 1853 - 1916
Pfingstlied

Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.

Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.

Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.

Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel vom heiligen Geist,
Die Hauptsach spüren sie fein und rein:
Heut müssen wir fröhlichen Herzens sein.

 

Hermann von Lingg 1820 -1905
Pfingsten

Schöne Zeit von Himmelfahrt
Bis zum nahen Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart
Groß auch im Geringsten.

Glockenklang erschallt vom Dom,
Und zur Lust des Maien
Wallt hinaus der Menschenstrom,
Alles will sich freuen!

Freue sich, wer Gutes tat,
Wer dafür gestritten,
Wer gestreut der Zukunft Saat,
Und auch wer gelitten!

Ja, ich weiß, es wird geschehn,
Was wir jetzt noch hoffen,
Daß zum Glück die Tore stehn
Allen einst noch offen.

Daß man nicht mehr sieht verirrt
Scharen Lebensmüder;
Keine Herde und kein Hirt,
Freie nur, nur Brüder!

Wenn kein Druck den Geist mehr dämpft,
Wenn ein zweites Eden,
Aber schöner, weil erkämpft,
Folgt auf unsre Fehden.

Eines Himmels Erdenfahrt
Und ein andres Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart,
Groß auch im Geringsten.

Karl Henckell 1864 -1929
Komm, O Pfingsten

Pfingsten, ich suche dich,
Du Fest der Freude,
Wo neues Leben
Durch Not und Tod
Alten und Jungen
Mit Feuerzungen
Weltoffenbar wird.

Pfingsten, dich suchen wir,
Du Fest des Sieges,
Wo Wahrheitsschwingen
Ob Lug und Trug
Die Luft erfüllen,
Falschheit enthüllen,
Völkerdurchbrausend.

Pfingsten, ich suche dich,
Du Fest der Geistkraft,
Wo sturmgeläutert
Von Neid und Streit
Sich Menschenmächte
Fürs Edel-Rechte
Strömend vermählen.

Pfingsten, dich suchen wir,
Fest der Gemeinschaft,
Wo gleich durch Wunden
Zu Rat und Tat
Sich frei verbunden
Höchste Geringsten:
Komm, o Pfingsten!

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832
Pfingsten, das liebliche Fest

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832
Der Vater ewig in Ruhe verbleibt

Der Vater ewig in Ruhe verbleibt,
Er hat der Welt sich einverleibt.
Der Sohn hat Großes unternommen,
Die Welt zu erlösen ist er gekommen;
Hat gut gelehrt und viel ertragen,
Wunder noch heut in unsern Tagen.

Nun aber kommt der heilige Geist,
Er wirkt am Pfingsten allermeist.
Woher er kommt, wohin er weht,
Das hat noch niemand ausgespäht.
Sie geben ihm nur eine kurze Frist,
Da er doch Erst- und Letzter ist.

Joachim Ringelnatz 1883-1934
Pfingstbestellung

Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.

Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört's nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.

Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt
Pfingstochse meinetwegen
Dem Honorar entgegen.

Friedrich Hermann Frey 1839-1911
Pfingstfeier

Am liebsten vor den Toren
Bring ich mein Pfingsten zu,
In ein Gefild verloren
Voll sommerlicher Ruh`.
Wenn ferne Glocken spielen
Und alles um mich schweigt,
Da mein` ich wohl zu fühlen
Den Geist, der niedersteigt.

Max von Schenkendorf 1783 - 1817
Am heiligen Pfingstfest

Du bist nicht ganz von uns geschieden,
Du nimmst dich unser ewig an,
Dein großes Herz ist nicht zufrieden
Mit allem, was es schon getan.

Du hast den Tröster uns gesendet,
Den scharfen, reinen, klaren Geist,
Der Licht und Trost und Wahrheit spendet,
Und deine Zukunft uns verheißt.

O, jede Seele sei ihm offen,
Dem werten, gottgesandten Freund,
Er stärke unser liebend Hoffen,
Bis der Geliebte selbst erscheint.

*Quelle: schule-und-familie.de

Gustav Falke 1853 - 1916
Pfingsten

Pfingsten, das heißt: das Neuste vom Schneider,
Helle Hosen und weiße Kleider,
Neue Sonnenschirme und neue Hüte
Mit Bändern und Blumen, jeder Güte.

Pfingsten, das heißt: sich drängen und stoßen,
Und quetschen und schieben, die Kleinen und Großen,
Besetzte Bahnen, Tramways und Breaks,
Heißt: Schinken und Spargel und Rührei und Steaks,
Maibowle, Bier, frohe Gesichter
Und ab und zu ein lyrischer Dichter.

Pfingsten heißt auch: Fiedel und Flöte,
Ein Zitat aus Reineke Fuchs von Goethe,
Heißt Tanz und Predigt, heißt Kirche und Schenke.
Was heißt Pfingsten nicht alles, wenn ichs bedenke.

Eins noch vor allem, vom ganzen Feste
Ist das das Schönste, ist das Beste:
Das junge lachende Maienlaub,
Hell wimpelnd über Lärm und Staub,
Des Lebens grüne Standarte. Hurra!
Freue dich, Mensch! Pfingsten ist da!

Emanuel Geibel 1815 - 1884
Pfingsten

Das Fest der Pfingsten kommt im Hall der Glocken,
Da jauchzt in Frühlingsschauern die Natur;
Auf jedem Strauch des Waldes und der Flur
Schwebt eine Ros' als Flamme mit Frohlocken.

O Geist, der einst in goldnen Feuerflocken
Aufs Haupt der Jünger brausend niederfuhr,
Von deinem Reichtum einen Funken nur,
Hernieder send' ihn auf des Sängers Locken!

Ich weiß es wohl, nicht würdig bin ich dein;
Doch hast du nie die Tugend ja gemessen,
Der Glaube zieht, die Sehnsucht dich allein.

Der Armen hast du nimmermehr vergessen,
Du kehrtest in der Fischer Hütten ein,
Und an der Sünder Tisch bist du gesessen.

Emanuel Geibel 1815 - 1884
Frohe Botschaft

Nach langem, bangem Winterschweigen
Willkommen, heller Frühlingsklang!
Nun rührt der Saft sich in den Zweigen,
Und in der Seele der Gesang.
Es wandelt unter Blütenbäumen
Die Hoffnung übers grüne Feld;
Ein wundersames Zukunftsträumen
Fließt wie ein Segen durch die Welt.

So wirf denn ab, was mit Beschwerden,
O Seele, dich gefesselt hielt!
Du sollst noch wie der Vogel werden,
Der mit der Schwing' im Blauen spielt.
Der aus den kahlen Dornenhecken
Die roten Rosen blühend schafft,
Er kann und will auch dich erwecken
Aus tiefem Leid zu junger Kraft.

Und sind noch dunkel deine Pfade,
Und drückt dich schwer die eigne Schuld:
O glaube, größer ist die Gnade,
Und unergründlich ist die Huld.
Laß nur zu deines Herzens Toren
Der Pfingsten vollen Segen ein,
Getrost, und du wirst neugeboren
Aus Geist und Feuerflammen sein.

Paula Dehmel 1862 - 1918
Wenns Pfingsten regnet

Oben aus dem Fahnenhaus
Guckt das schwarze Wettermännchen raus,
Spreizt die Beine und grinst uns an;
Schäme dich, alter Wettermann!

Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
Hast du dem Fritze fest versprochen,
Daß zu Pfingsten, im Monat Mai,
Das allerschönste Wetter sei.

Und nun regnets, liebe Not,
Alle hellen Blüten tot,
Sie liegen da wie nasser Schnee,
Auf den Wegen steht See an See;

Ja, wenn wir schon drinnen baden könnten,
Wie die Spatzen oder die Enten!
Wir dürfen aber gar nicht raus,
Sehn so mucksch wie Maulwürfe aus;

Röch nicht der Kuchen so lecker her,
Wüßt man gar nicht, daß Feiertag wär.
Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
Schäme dich, schwarzer Wettermann!

Ludwig Amandus Bauer 1803 - 1846
An Pfingsten

Um Pfingsten, wann der Holder blüht,
Will’s Wandern uns gefallen,
Wenn frisch und rot das Röslein glüht,
Und tausend Lieder schallen.

Du Stadt mit deinen Mauern grau,
Ade, wir ziehn ins Weite,
Hoch, über uns der Himmel blau,
Der Frühwind gibt’s Geleite.

Kein Buch, als nur die grüne Flur,
Draus wir in tausend Weisen
Die Wunder lesen der Natur,
In Liedern sie zu preisen.

Kein Hörsaal, als der grüne Wald,
Der blüht und jubilieret,
In Rauschen und Duften tausendfalt
Weltweisheit und doziert.

Kein Karzer, — dass sich Gott erbarm’!
Als hangend, mit Verlangen
Von einem runden Mädchenarm
Recht enge sein gefangen.

Um Pfingsten, wann der Holder blüht,
Will’s Wandern uns gefallen,
Wenn frisch und rot das Röslein glüht
Und tausend Lieder schallen.

Georg Weerth 1822 - 1856
Pfingstlied

Sie herzten sich und sie küssten sich
Mit liebevoller Gebärde.
Der junge Herr Frühling wonniglich,
Der besuchte die alte Frau Erde.

Er ist der guten, ehrlichen Frau
Mit eins an den Hals gesprungen,
Dass bis hinauf in den Himmel blau
Nur Lust und Jubel erklungen.

"Mein Sohn, es freut mich, dass du hier!
Lang währte des Winters Tosen.
Meine Felder brauchen die goldne Zier,
Meine Gärten Lilien und Rosen.

Verstummt sind all meine Nachtigalln,
Seit ich dich verloren hatte;
Drum schmücke den Vögeln die grünen Halln
Und den Hirschen die blumige Matte.

Ich habe so oft an dich gedacht,
Wenn es stürmte wilder und wilder;
Doch sprich, was hast du mir mitgebracht
Für die lieblichen Menschenbilder?"

"Für die Menschenbilder?" versetzte da
Der junge Herr Frühling stutzend –
In die Tasche griff er behend: "Voilà!
Revolutionen ein Dutzend."

Georg Heym 1887 - 1912
Pfingsten

Durch den nächtlichen Wald ein Raunen zieht.
In blütenschweren Düften.
Es säuselt der Wind im schlafenden Ried
Es wallt und wogt in den Lüften.

Hell hebt sich im Osten ein glühender Schein
Es lohen zuckende Gluten.
Sie läutern in goldenen Flammen mich rein
In strahlenden rauschenden Fluten.

Elisabeth Josephson 1858 - 1901
Pfingsten

Mein Heiland, sende Deinen Geist
Den Tröster, auf mich nieder,
Darum Du selber bitten heißt
Die Deinen immer wieder.

Daß er Dein heilig' Bild verklär
In meines Herzens Schreine
Und mich je länger desto mehr
In Liebe Dir vereine.

Paul Kaiser 1852 - 1917
Pfingsten

Pfingsthauch weht durch die Natur,
Sommer wird’s auf Feld und Flur.
Schöngeschmückt zum hohen Feste
Prangen blütenschwere Äste,
Und es jauchzt die Kreatur.

Pfingstglanz strahlt durchs ganze Haus,
Trübe Geister zieh’n hinaus,
Und wohin die Wege führen,
Winken maiengrüne hüren,
Duftet uns ein bunter Strauß.

Pfingstgeist, Himmelsglut der Kraft,
Die Apostelherzen schafft,
Wirfst uns in die Seele Funken,
Dass, von heil’gem Eifer trunken,
Wirken kann die Jüngerschaft.

Pfingsttagsglocken weit und breit
Künden laut die Freudenzeit,
Rufen Gottes Volk zusammen;
Zeugenzungen, Geistesflammen
Lodern durch die Christenheit.

Pfingstfest. das die Erde weiht
Mit des Geistes Eigenheit,
Fülle ganz das Haus der Erde,
Dass es völlig Pfingsten werde,
Festliche Erfüllungszeit!

Ludwig Ganghofer 1855 - 1920
Das war ein Tag, so blütenduftig ...

Das war ein Tag, so blütenduftig,
So himmelschön und maienklar,
Das war ein Tag, so sonnenluftig,
Ein Tag, wie noch kein zweiter war!

Und in Entzücken und in Wonne
Ob dieses Tages holder Pracht,
Den sie gebar, stirbt nun die Sonne
Und steigt hinieder in die Nacht.

Umgeben von den Wolkenschergen
Im blutig schimmernden Gewand,
Schickt sie ein Lebewohl den Bergen
Und einen Gruß dem weiten Land.

Da steht die schneebehangne Firne,
Der ganze steile Wald in Glut —
Und vom ersterbenden Gestirne
Fließt in den See das helle Blut.

Die Flut erklingt, die Bäume rauschen,
Leis lispelnd regt sich's auf der Flur,
Und die verstummten Vögel lauschen
Dem Schlummerliede der Natur.

Hedwig von Redern 1866 - 1935
Was braucht die Welt

Es braucht die Welt, die sterbende,
der Gottesliebe Gluten;
die Erde, die verderbende,
braucht Heil`gen Geistes Fluten.

Der Herr und Meister harret nur,
daß wir uns füllen lassen
und dann in seiner blut`gen Spur
nach den Verlorenen fassen.

Er braucht kein buntes Namensschild,
er braucht nicht Geld noch Stärke;
vor ihm nicht Menschenweisheit gilt
zum Krönen seiner Werke.

Er braucht nur Seelen, die bereit
und offen für ihn stehen,
und die gerüstet in den Streit
mit seinen Waffen gehen.

Die für die Welt, die sterbende,
aufnehmen seine Gluten, -
die Erde, die verderbende,
durchweh`n mit Geistesfluten.

Friedrich Traub 1873 - 1906
Vater, schenk mir heil´ges Feuer

Vater, schenk mir heil´ges Feuer,
laß mein Herz in Flammen stehn,
daß mir nie ein Preis zu teuer,
sollt es auch zum Tode gehn.

Ströme mächtig auf mich nieder
Heldenmut und Gotteskraft,
send den Geist der Pfingsten wieder,
welcher neue Menschen schafft.

Gib mir jene heiße Liebe,
die nicht viel von Opfern spricht,
aber die aus freiem Triebe
scheut die schwersten Opfer nicht.

Anders kann ich ja nicht stehen
vor des Feindes Übermacht;
schmählich würd´ich untergehen
in Verzweiflung, Weh und Nacht.

Darum komm, o Herr, von oben
und erfüll mich ganz mit dir,
daß ich trotz des Satans Toben,
geh von Sieg zu Siege hier.

Gottfried Keller 1819 - 1890
Berliner Pfingsten

Heute sah ich ein Gesicht,
Wonnevoll zu deuten:
In dem frühen Pfingstenlicht
Und beim Glockenläuten
Schritten Weiber drei einher,
Feierlich im Gange,
Wäscherinnen, fest und schwer!
Jede trug 'ne Stange.

Mädchensommerkleider drei
Flaggten von den Stangen;
Schönre Fahnen, stolz und frei,
Als je Krieger schwangen,
Blau und weiß und rot gestreift,
Wunderbar beflügelt,
Frisch gewaschen und gesteift,
Tadellos gebügelt.

Lustig blies der Wind, der Schuft,
Lenden auf und Büste,
Und von frischer Morgenluft
Blähten sich die Brüste!
Und ich sang, als ich gesehn
Ferne sie entschweben:
Auf und laßt die Fahnen wehn,
Schön ist doch das Leben!

Friedrich Rückert 1788-1866
Der Nachtigall Pfingstgesang

Zu Pfingsten sang die Nachtigall
nachdem sie Tau getrunken;
die Rose hob beim hellen Schall
das Haupt, das ihr gesunken!

O kommt ihr alle trinkt und speist,
ihr Frühlingsfestgenossen,
weil übers ird'sche Mal der Geist
des Herrn ist ausgegossen.

Die Himmelsjünger groß und klein
sind von der Kraft durchdrungen,
man hört sie reden insgemein
zu wunderbaren Zungen.

Und da ist kein Zung' am Baum
Kein Blatt ist da so kleines,
es redet auch mit drein im Traum
als sei's voll süßen Weines.

Oh, Ihr Apostel gehet aus
Und predigt allen Landen
mit Säuselluft und Sturmesbraus
von dem, der ist erstanden!

Legt aus sein Evangelium,
auf Frühlingsau'n geschrieben,
daß er uns lieben will darum,
wenn wir einander lieben.

Wer liebend sich ans nächste hält
Und will nur das gewinnen,
umfaßt darin die ganze Welt,
und Gott ist mitten drinnen!

Friedrich Traub 1873 - 1906
Pfingst-Bitte

Sehnend blicke ich nach oben,
Dürstend wie ein dürres Land;
Halte segnend aufgehoben,
Vater, deine treue Hand!
Kehre wieder, Geist der Pfingsten,
Senk dich wieder Erdenwärts;
Der du kommst zu den Geringen,
Komm auch in mein müdes Herz!

Komm zu mir, mein treuer Leiter!
Zagend, bangend steh ich hier.
Mit dir geh ich stille weiter,
Folgend Jesu Kreuzpanier.
Komm zu mir, du scharfer Prüfer,
Füll mein Herz mit deinem Licht!
Leuchte heller, strahle tiefer,
Bis das letzte Dunkel bricht!

Komm zu mir mit deinen Freuden,
Deinem Frieden, deinem Trost!
Schenke mir Geduld im Leiden,
Draus ein ew´ger Segen sprosst!
Komm zu mir mit Kraft und Stärke,
Zu besiegen Sünd´und Welt!
Fahre fort in deinem Werke,
Schaffe, was dir wohlgefällt!

Komm zu mir und laß dein Feuer
mächtig brennen, nie vergehn;
Daß ich stets als ein getreuer
Jünger Jesu mög´bestehn.
Komm zu mir, ach komm und bleibe
Ewiglich mein Morgenstern!
Komm mit Macht zu mir und treibe
Alles eigne Wesen fern!

Ferdinand von Saar 1833 - 1906
Pfingstrose

Verhaucht sein stärkstes Düften
Hat rings der bunte Flor
Und leiser in den Lüften
Erschallt der Vögel Chor.

Des Frühlings reichstes Prangen
Fast ist es schon verblüht -
Die zeitig aufgegangen,
Die Rosen sind verblüht.

Doch leutend will entfalten
Päonie ihre Pracht.
Von hehren Pfingsgewalten
Im tiefsten angefacht.

Gleich einer späten Liebe,
Die lang in sich geruht,
Bricht sie mit mächtgem Triebe
Jetzt aus in Purpurglut.

Anton Faist 1864 - 1933
Lust und Kraft

Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
Dein Trost erhellt uns Leiden und Grab.
Von dir kommt Weisheit, Licht und Rat,
Kommt Lust und Kraft zur guten Tat.

Komm, Heiliger Geist, vom Himmelsthron,
Ein ein`ger Gott mit Vater und Sohn,
Der du uns machest wahrhaft frei,
Dir Lob sei, Ehre, Dank und Treu!

Maria Janitschek 1859 - 1927
Pfingsgedanken

Sucht nicht nach stolzen Worten für das Hohe,
Das stillste Gleichnis gibt sein treueres Bild,
Nicht in des Blitzes greller Flammenlohe,
Im sanften Säuseln kam Jehova mild.

Ein Arbeitsmann im Kittel rauh und schlicht,
Schuf Christus seinen großen Geistesbau,
Nicht Gold ist's, das die Heldenstirn umflicht,
Nur junger Lorbeer aus der Frühlingsau.

Nicht stolzem Wissen ward das Paradies,
Die Einfalt führt zu ihm, der Kinderglaube,
Nicht zeptertragend, nicht im gold'nem Vließ,
Erschien der Geist, er kam als schlichte Taube.

Gustav Schüler 1868 - 1938
Pfingstgebet

Zu Pfingsten klangen die Glocken
Wohl über Feld und Wald.
Mein Herz fleht tieferschrocken:
O Geist des Lichts, komm bald!

Es ist so viel des Dunkeln,
Das wartet auf den Schein.
O komm mit deinem Funkeln
Ins arme Leben ein.

Die Liebe liegt und trauert,
Haß hält das Haupt empor.
Das Falsche lockt und lauert
Und zuckt wie Schlangen vor.

Die Wahrheit will nichts wagen,
Die blanke Lüge prahlt,
Und alles Herzenssagen
Wird schimmernd angemalt.

Von außen wimmelnd Lärmen,
Das wirbelt alles fort.
Von innen kein Erwärmen
Und kein umschirmter Port.

Wohl gehn viele kühne Schwingen
Im hellen Lüftebraus,
Doch keinem will’s gelingen
Zum: über sich hinaus! –

Es ist so viel gebunden,
So viel, was tot und kalt.
Dich flehen tausend Wunden:
O Geist des Lichts, komm bald!